Schwalben verbringen die warme Jahreszeit in unseren Breiten und erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit. Ihr schwatzendes Gezwitscher ist unverkennbar und sie gelten als Sommerboten und Glücksbringer.
Tiefliegende Schwalben sind außerdem ein Zeichen für baldigen Regen, da sich ihr Futter dann aufgrund des Tiefdrucks näher am Boden aufhält. Neigt sich die warme Jahreszeit dem Ende und die Tage werden wieder kürzer, fliegen die Schwalben in ihr Überwinterungsgebiet südlich der Sahara und legen dafür stolze 10.000 km zurück. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fliegen, Mücken und Blattläusen.
Unsere heimischen Schwalben werden auch als Kulturfolger bezeichnet, da es geschafft haben, sich der Ausbreitung des Menschen anzupassen. Sie konnten sich im urbanen Raum neue Lebensräume erschließen und profitieren so von der Veränderung der Landschaft. Schwalben lebten ursprünglich in Höhlen und Felsen, doch sie nutzen die Gebäude in Wohngebieten als Kunstfelsen, an denen sie ihre Nester bauen.
Schwalben fangen über Gewässer- und Weideflächen bis zu 250.000 Tiere pro Jahr, um ihre Jungvögel zu füttern. So viele Insekten können sie nur in einer naturnahen Umgebung mit Weiden und artenreichen Wiesen finden. Genau diese Landschaften sind jedoch vielerorts verschwunden und die sympathischen Flugkünstler sind heutzutage bedroht. Das immer stärker abnehmende Insektenangebot macht es ihnen schwer, genügend Nahrung zu finden. Zusätzlich mangelt es ihnen an geeigneten Nistplätzen, da offene Scheunen verschwinden und moderne Neubauten nicht genügend verwinkelte Strukturen bereitstellen. Und wenn sie doch mal einen guten Platz für ihr Nest gefunden haben, kann es leider immer noch passieren, dass dieses mutwillig zerstört wird.
Erwachsene Rauchschwalben sind leicht zu erkennen an ihrem braunroten Gesicht. Bei Jungtieren geht es eher ins rötlich-beige. Das Gefieder ist von einem glänzenden Blauschwarz, wohingegen die Unterseite weiß ist. Am besten zu erkennen sind Rauchschwalben während sie durch die Luft schwirren: Ihr Schwanz ist tief gegabelt und hat auffallend lange Spieße. Ihr Name stammt übrigens daher, dass sie früher gerne ihre Nester an offenen Kaminen bauten.
Die Nester der Rauchschwalbe sind schalenförmig und bestehen aus Lehm. Diese werden vorzugsweise an offenen Ställen, Schuppen, Garagen oder verwinkelten Gebäuden erbaut. Die Tiere sind normalerweise in größeren Ansammlungen anzutreffen und in der Nähe eines Gewässers, wo sie geeignete Nahrung finden. Wenn sie Insekten jagen, fliegen sie dabei unter den Mehlschwalben.
Rauchschwalben kommen noch vor den Mehlschwalben im Sommer nach Deutschland zurück und fliegen dann nach ihnen zum Überwintern wieder nach Afrika.
Die Rauchschwalbe wird mittlerweile auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten geführt. Ihr Bestand ist auch im Jahr 2024 drastisch zurückgegangen: In Niedersachsen waren es -26%, wie die Zählung der Stunde der Gartenvögel ergeben hat.
Die Mehlschwalbe ist etwas kleiner und kompakter als die Rauchschwalbe. Der kurze Schwanz ist breit gegabelt und hat keine langen Spieße. Oberseite und Flügel sind schwarz, wobei Kopf und Rücken metallisch blau glänzen. Unterseite und Bürzel leuchten weiß. Die Kehle des Männchens ist rein weiß, die des Weibchens wirkt etwas schmutzig.
Mehlschwalben brüten in Kolonien und sind auch außerhalb der Brutzeit in großen Schwärmen anzutreffen. Mehlschwalben bauen geschlossene Lehmnester an rauen Außenwänden von hohen Gebäuden, in Nischen von Felswänden, unter Dachvorsprüngen oder auch an Balkonen und Brücken, weswegen sie eher in Städten als auf dem Land zu finden sind. So entsteht beim Nestbau auch keine Konkurrenz mit der Rauchschwalbe, nur die Nahrung suchen beide Arten in der gleichen Umgebung und benötigen ebenso ein insektenreiches Gewässer in ihrer Nähe. Mehlschwalben jagen allerdings in größerer Höhe.
Wenn der Herbst anbricht, kehren Mehlschwalben in ihr Überwinterungsgebiet in Afrika zurück. Nachdem die Rauchschwalben bereits eingetroffen sind, kommen auch sie im Sommer wieder zum Brüten nach Deutschland.
Auch der Bestand der Mehlschwalbe geht stetig zurück. Die Stunde der Gartenvögel hat gezeigt, dass der Bestandstrend in Niedersachsen für das Jahr 2024 bei -5% lag.
Dass Mehlschwalben gerne in großer Zahl brüten, mag für viele schön anzusehen sein, ist den Hausbesitzer*innen jedoch oft ein Dorn im Auge, da die vielen Vögel auch eine Menge Kot und verstreutes Mistmaterial mit sich bringen. Die Nester werden deshalb oft beseitigt oder gar zerstört. Das ist laut Bundesnaturschutzgesetz aber verboten! Da Schwalbennester jedes Jahr aufs neue verwendet werden, darf es grundsätzlich nicht beschädigt oder entfernt werden. Falls es doch mal einen guten Grund geben sollte, ein Nest zu beseitigen, muss dafür vorab eine behördliche Genehmigung eingeholt werden, ansonsten drohen Strafen. Sollten Sie Zeuge einer illegalen Nestentfernung werden, können Sie das der Unteren Naturschutzbehörde melden.
Ein einfaches Brett würde Abhilfe schaffen: Es wird einen halben Meter unter den Nestern angebracht und kann so den herabfallenden Kot auffangen. Auch ein regelmäßiges Saubermachen wäre eine unkomplizierte und tierfreundlichere Lösung.
Rauchschwalben leiden darunter, dass auf dem Land Ställe oft extra verschlossen werden, um den Tieren die nötige Einflugsluke zu nehmen und so vermeintlichen Hygieneanforderungen gerecht zu werden. Das ist jedoch ein verbreiteter Irrtum, denn die schillernden Vögel tragen weder zur Verbreitung von Krankheiten bei, noch gefährden sie die Lebensmittelsicherheit.
Beiden Vogelarten macht zudem die fortschreitende Bodenversiegelung zu schaffen. Durch die Asphaltierung von Feldwegen fehlt ihnen zunehmend der Lehm, den sie für ihren Nestbau dringend benötigen. Der enorme Einsatz von Pestiziden sorgt außerdem dafür, dass Insekten, Schmetterlinge, Mücken und Eintagsfliegen immer seltener werden und sich dadurch die Nahrungssuche immer schwieriger gestaltet. Zudem rasten die Schwalben gerne auf Schilf, dessen Bestand jedoch zunehmend verschwindet.
Ist ihr Haus schwalbenfreundlich? Stellen Sie vielleicht Kunstnester bereit oder haben Lehmpfützen angelegt? Sehr gut! Der Nabu zeichnet schwalbenfreundliche Häuser aus und verleiht dafür eine Plakette und eine Urkunde. Die Auszeichnung kann bei den Ortsgruppen beantragt oder direkt im Büro der Regionalgeschäftsstelle Südniedersachsen abgeholt werden. Nähere Informationen zu den Kriterien und wie sie unsere Schwalben aktiv unterstützen können, finden Sie hier.