Wer schon mal erst am frühen Morgen nachhause kam, wurde mit Sicherheit schon von seinem Gesang begleitet: Pfeifende Töne, die in das charakteristische Knirschen übergehen. Bereits 70 Minuten vor Sonnenaufgang ist dies einer der ersten heimischen Klänge, die es im Frühling bei uns zu hören gibt. Mit über 140.000 Stimmen wurde der Hausrotschwanz – wissenschaftlich Phoenicurus ochruros - 2025 zum Vogel des Jahres gewählt. Dieser früher auch „Rotschwänzchen“ genannte, sehr agile Vogel gehört zur Familie der Fliegenschnäpper und ist ca. 15 cm groß. Er hat ein grau-schwarzes Gefieder und den namensgebenden langen, rostroten Schwanz, mit dem er gerne mal vibriert - ähnlich wie sein naher Verwandter, der Gartenrotschwanz. Gartenrotschwänze sind jedoch insgesamt farbenfroher, sie heben sich ab durch ihre orangefarbene Brust und weisen um die Stirn ein weißes Band auf, wodurch die beiden Arten gut voneinander unterschieden werden können.

Waren Hausrotschwänze vor 250 Jahren noch ausschließlich in Gebirgsregionen beheimatet, haben sie sich mittlerweile als Kulturfolger an urbane Lebensräume angepasst und sind nun auch in Parks und Gärten etabliert. Dort nisten sie als typische Gebäudebrüter in Spalten und Höhlen. Sie wählen gerne Simse, Balken und Maueröffnungen in alten Häusern und Scheunen, wo sie von März bis Juli 4 bis 6 hellblaue Eier ins Nest legen, das vom Weibchen gebaut wird.

Alte Gebäudestrukturen verschwinden jedoch zunehmend aus der Landschaft und Neubauten bieten oft keine geeigneten Nischen mehr. Auch aufgeräumte Gärten stellen ein Problem dar, weil sie nicht mehr genug Insekten beheimaten, die dem Hausrotschwanz als Nahrungsgrundlage dienen. Die Art gilt offiziell noch nicht als gefährdet, ihr Bestand nimmt jedoch in beunruhigendem Tempo ab. Wer dem Vogel unter die Flügel greifen möchte, belässt sein Grün zuhause deshalb möglichst naturnah, verzichtet auf chemische Pflanzenschutzmittel, lässt beim Gehölzrückschnitt auch mal was stehen und bietet halboffene Nistkästen an, die dem Hausrotschwanz als Höhlenersatz dienen können. Wer sanieren lassen will, kann sich dabei außerdem den Wahlslogan ins Gedächtnis rufen: „Mut zur Lücke!“ - und darauf achten, dass nicht alle Spalten und Ritzen verschlossen werden.
Übrigens...
Der Hausrotschwanz wurde früher mancherorts als Glücksbringer betrachtet! Die Leute glaubten, wer ein Rotschwänzchen auf dem Dach singen oder sein Nest in den Nischen hat, wird beschützt und mir reicher Ernte gesegnet. Aufgrund seiner roten Schwanzfedern wurde er sogar als „Feuervogel“ bezeichnet, der Blitz und Feuer fernhalten kann!
Deshalb freuten sich viele Familien, wenn ein Hausrotschwanz bei ihnen einzog. Und auch heutzutage sollten wir wieder dafür sorgen, dass er sich bei uns noch lange Zeit heimisch fühlt!

Gesang des Hausrotschwanzes. Aufnahme von Johannes Worona, XC986857. Erreichbar unter www.xeno-canto.org/986857