Die Sommerzeit ist immer auch die Zeit der summenden Blütenbestäuber, die für die Pflanzenwelt unerlässlich sind und auch für uns Menschen eine wichtige Rolle spielen, wenn wir weiterhin leckere Kirschen und andere Früchte genießen wollen. Viele treten Bienen und Co., die zur Gruppe der Hautflügler (Hymenoptera) gehören, jedoch ablehnend gegenüber und fürchten sich vor ihren schmerzhaften Stichen. Nicht selten sieht man Menschen, die nur beim Annähern einer Wespe anfangen, panisch um sich zu wedeln oder wegrennen.
Doch sind diese Ängste gerechtfertigt? Können Sie alle stechen? Und wie leben die Tiere eigentlich? Um mit Vorurteilen aufzuräumen, werden hier nun sechs gängige Annahmen dargestellt und eingeordnet!
Das stimmt nicht! Das gilt nur für Honigbienen, wie der Name schon vermuten lässt. Die Mehrheit der Bienenarten lebt sogar solitär. Immer staatenbildend sind dafür die Hummeln und was viele nicht wissen: auch Hummeln produzieren Honig, und sie bestäuben sogar bei Kälte!
Ja und nein. Genau genommen stechen nur die Weibchen, die sogenannten Arbeiterinnen. Diese haben ein umgewandeltes Organ, den Ovipositor, welches ursprünglich zur Eiablage diente und nun als Wehrstachel mit Giftdrüse umfunktioniert wurde. Männchen („Drohnen” genannt) haben dieses Organ nicht – und somit auch keinen Stachel. Für Honigbienen ist dieser Stich beim Menschen tödlich, da die Tiere beim Zurückziehen große innere Verletzungen erleiden. Stechen sie andere Insekten, deren Chitinpanzer glatt und hart ist, können sie den Stachel jedoch ohne Schaden zurückziehen. Für Wespen ist es ungefährlicher: Sie können theoretisch auch Menschen öfter stechen! Übrigens: Auch Hummeln können stechen!
Grundsätzlich gilt: Keines dieser Insekten (Bienen und Hummeln miteingeschlossen) hat ein Interesse daran, Menschen zu stechen, denn wie wir nun wissen, ist der Stich für Honigbienen sogar tödlich und Wildbienen stechen nur sehr selten. Und auch die oft so gefürchtete Hornisse ist prinzipiell sehr friedlich und verteidigt sich nur bei Gefahr! Deshalb ist von Umherwedeln und hektischen Bewegungen abzuraten. Und selbst wenn doch mal zugestochen wird, besteht für Erwachsene kein Grund zur Panik: Außer für Allergiker*innen, die nur 3 - 5% ausmachen, ist der Stich zwar sehr unangenehm, das Gift von Honigbienen jedoch bis zu zehnmal stärker!
Aus Sicht des Naturschutzes ist das nicht nötig, wenn keine Gefahr ausgeht, denn wie gerade beschrieben, sind die Tiere nicht so gefährlich wie oft angenommen. Außerdem ist das mutwillige Zerstören der Nester auch gar nicht erlaubt: Es bedarf einer Genehmigung, denn die Tiere sind geschützt. Das gilt auch für alle Wildbienen.
Hinzu kommt, dass es die Hautflügler heutzutage immer schwerer haben, überhaupt einen Nistplatz zu finden. Deshalb lässt sich die Gemeine Hornisse (Vespa crabro), unsere heimische Hornissenart, manchmal im Rolladenkasten nieder, oder Hummeln bewohnen das Vogelhaus. Wenn die Nester also nicht massiv stören und keine akute Gefahr für Menschen darstellen, ist es sogar ein Beitrag zum Naturschutz, die Nester einfach zu belassen! Und das hat sogar noch einen positiven Effekt: Denn sowohl Wespen als auch Hornissen fressen viele Schadinsekten, und auch Wespen sind wichtige Bestäuber!
Tatsächlich nicht, denn es gibt viel mehr Arten als die „klassische” Wespe und Biene, die wir im Alltag schnell erkennen (das sind in der Regel die Deutsche Wespe (Vespula germanica), die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Honigbiene (Apis mellifera). Manche Wespenarten sind einfarbig schwarz und andere Bienen haben wiederum kein einziges Haar. Am besten können Wespen und Bienen daher an der Nahrung für ihren Nachwuchs unterschieden werden: Wespen erlegen Insekten und füttern ihre Nachkommen mit tierischem Eiweiß, Bienen hingegen sammeln Blütenpollen.
Ja, das stimmt leider. Es fallen manchmal Sätze wie: „Aber es gibt doch überall Honig zu kaufen? Den Bienen kann es gar nicht so schlecht gehen!” Das ist leider ein Trugschluss, denn dabei handelt es sich in der Regel um künstliche angesiedelte Bienenvölker, die kontrolliert und gefüttert werden, also gewissermaßen Nutztiere. Die traurige Wahrheit ist, dass in Deutschland schon über die Hälfte der Wildbienenarten und 46 % der Wespen gefährdet bis verschollen sind, und auch Hummeln und Hornissen haben zu kämpfen. Das liegt vor allem am hohen Pestizideinsatz, an Monokulturen, dem Mangel an blühenden Wildpflanzen und dem Anpflanzen von gebietsfremden Pflanzen in heimischen Gärten. Dadurch wird es für die Tiere Immer schwerer, genügend Nahrung zu finden, und auch geeignete Nistmöglichkeiten nehmen ab.